Gesprochen wird der Piratenboss
von Frank Glaubrecht, einer der bekanntesten Synchronsprecher in Deutschland
mit der Stimme von Al Pacino. Frank Glaubrecht spricht auch die folgenden
Hollywoodstimmen: Kevin Costner, Pierce Brosnan, Richard Gere, Daniel Day-Lewis,
Paul Hogan
Der
polyglotte Glaubrecht (spricht englisch, französisch, italienisch, schwedisch,
portugiesisch, griechisch) ist neben der Schauspielerei umfangreich in der
Synchronisation tätig (mehr als 500 Rollen)
Der Piratenboss führt die
Piratengang an.
Er ist schon ewig über die sieben Weltmeere gesegelt und hat schon mehr
Schätze ergaunert, Schiffe gekapert und Kinder bestohlen als er zählen
kann.
Er will Paddy, dem kleinen Piraten,
seine Insel wegnehmen. Piraten dürfen sich eigentlich nicht gegenseitig
bestehlen - das geht gegen die Piratenehre- aber er glaubt auch nicht, dass
Paddy ein richtiger Pirat ist. Soll der kleine Wicht erstmal einen Piratenschatz
zeigen.
Viele Hollywoodstars
spielen mal einen Bösewicht - Frank Glaubrecht hat Sie alle gesprochen
Was
ist ein Synchronsprecher?
Frank Glaubrecht: Ein Synchronsprecher leit einer Figur oder einem Menschen,
der im Bild, Film oder im Fernsehen erscheint seine Stimme. Das heißt
er spricht zur selben Zeit wenn im Film gesprochen wird. Wenn im Film
jemand den Mund aufmacht dann fängt der Synchronsprecher an zu
sprechen, nur das er nicht selbst spielt sondern er steht in einem Atelier
oder im Studio vor einem Mikrophon und spricht dort hinein.
Was ist die größte
Herausforderung? Timing, Schauspiel, Stimme?
Frank Glaubrecht: Das schwere daran ist, dass man genau darauf achten
muss wie schnell oder wie langsam derjenige, der im Bild erscheint,
spricht.
Ist das dann auch
Schauspiel?
Frank Glaubrecht: Es ist eigentlich genauso wie normales Schauspiel
auf einer Bühne oder wenn man selbst im Film spielt, nur das man
sich genau an das halten muss, was man im Film sieht. Was also der Schauspieler,
der im Bild zu sehen ist, macht.
Wie hältst
du die festgelegten Schauspieler auseinander?
Frank Glaubrecht: Das ist in sofern nicht ganz so schwierig wie man
sich das vielleicht vorstellt, weil ich ihn ja immer höre. Bevor
wir einen Satz sprechen, den der Schauspieler im Bild sagt, hören
wir ja wie er gesprochen hat und dann wird der Ton abgeschaltet und
dann spreche ich. Ich versuche das so zu machen wie der Schauspieler,
der im Bild ist.
Man hört aber
nicht, dass Al Pacino und Kevin Costner beide, dieselbe deutsche Stimme
haben.
Frank Glaubrecht: Das hoffe ich und das wäre für mich auch
mehr oder weniger ein Lob, denn ich versuche mich ja anzugleichen und
zwar nicht nur an den jeweiligen Schauspieler, das ist die Grundvoraussetzung,
sondern ich muss ja auch die Rolle, die er spielt, genau treffen und
Al Pacino spielt ganz andere Rollen als Kevin Costner. Da ist es auch
von Film zu Film unterschiedlich je nach der Rolle.
Verfolgst du denn
auch die Schauspieler, denen du deine Stimme leihst?
Frank Glaubrecht: Nicht mehr als andere Menschen das vielleicht auch
tun, die sich für Film interessieren oder für Schauspieler.
Aber sicher ich weiß schon so das ein oder andere über die
Schauspieler.
Hast du schon mal
eine Trickfilmfigur gesprochen?
Frank Glaubrecht: Vor längere Zeit ja, aber ich weiß nur
noch, dass ich ein Spatz war.
Hast du schon mal
für eine Trickfigur wie den Piratenboss bei Paddy mit deiner Stimme
die Bewegungen für einen Trickfilm vorgegeben?
Frank Glaubrecht: Auch das ist schon bei meiner Arbeit vorgekommen,
dass die Animation anhand der Sprache später erstellt worden ist.
Also das man das Bild gezeichnet hat, nachdem wir gesprochen haben.
Macht es dir Spaß
einen „bösen“ Charakter zu sprechen/ Spielen?
Frank Glaubrecht: Ja, aber immer mit einem Augenzwinkern, dass heißt
ganz böse will ich nicht sein und da weiß ich auch nicht
wozu das gut sein soll, aber wie man als Schauspieler sagt die „Bösen“
machen mehr Spaß. Die Guten, die sind gradlinig und normal, die
sind irgendwie nichts Besonderes. Die sind vielleicht schön aber
dann auch ein bisschen langweilig und sie sind ein bisschen vorhersehbar,
aber der Böse ist für einen Schauspieler immer die Möglichkeit
zu variieren, was Spontanes einfließen zu lassen und damit spielerisch
umzugehen.
Du bist ausgebildeter
Schauspieler. Was tust du lieber Schauspielern oder synchronisieren?
Frank Glaubrecht: Also ich
muss sagen ich hab früher alles Mögliche gemacht. Wie jeder
Schauspieler hab ich Theater gespielt und ich hab auch Filme gedreht
und im Fernsehen hab ich auch Rollen gehabt. Ich habe mich so ein bisschen
spezialisiert mit den Stimmen. Das fing an als ich zwölf Jahre
alt war, da hab ich eine Mikrophonprüfung gemacht bei einem Rundfunk
gemacht, hier in Berlin und seitdem spiele ich am liebsten mit meiner
Stimme.
Du kannst doch
auch ganz viele Sprachen, oder?
Frank Glaubrecht: Ja, mir machen Sprachen sehr viel Spaß. Ich
werde auch nie vergessen, wie Al Pacino als Teufel in ‚Der Anwalt
des Teufels’ in sieben Sprachen gesprochen hat. Darunter war Koreanisch,
eine Sprache, die mit unserer nichts zu tun hat und da hatte ich eine
Sprachberaterin, die mir die Sätze vorgesprochen hat, dann hat
sie mir das so gesagt wie ein Koreaner das sprechen würde. Dann
hab ich gesagt bitte noch mal ganz langsam, dass ich jede Silbe verstehen
kann und darauf hat sie gesagt das geht nicht, weil koreanisch eine
schnelle Sprache ist. Ich musste sie überzeugen, dass ich jede
Silbe verstehen muss, um dann so schnell sprechen zu können. Aber
das sind Sonderleistungen, so was gibt es nicht sehr oft. Einmal musste
ich noch Japanisch sprechen in einer Serie. Manchmal kommt so was vor
und ich mach das sehr gerne.
Magst du es, nicht
so in der Öffentlichkeit zu stehen?
Frank Glaubrecht: Es ist eine ganz andere Arbeit, als wie man sich die
bei einem Schauspieler vorstellt, der ständig im öffentlichen
Beobachtungslicht steht und alles was er privat macht wird zur Kenntnis
genommen und interpretiert. Ich finde das eigentlich sehr schön,
dass das bei uns, die wir sozusagen undercover (im Verborgenen) arbeiten,
nicht so ist. Dadurch hat man diesen ganzen Rummel, der nichts mit einem
selber zu tun hat und wo man auch zu einer öffentlichen Figur wird,
die man vielleicht gar nicht selber ist und sein möchte, nicht.
Wie kommt es, dass
die Leute nicht merken, dass du in so vielen Filmen sprichst?
Frank Glaubrecht:Das sind so die Grenzen vom Schauspieler, der synchronisiert.
Wenn er jetzt zu viele verschiedene Schauspieler hat, dass der Zuschauer
dann mit Recht sagt warum spricht der wie der, das sind doch zwei verschiedene.
Da versuche ich variable zu bleiben aber man hat natürlich eine
Persönlichkeit in der Stimme, die man nicht verleugnen kann. Wenn
man zu sehr abgeht von seiner eigenen Stimme dann wirkt es wie gemacht,
dann ist es nicht überzeugend. Ich darf mich also nicht allzu weit
entfernen von dem, was mein eigener Sprechfluss und was meine individuelle
Tongebung ist. Jeder Mensch hat so etwas und man darf nicht zu weit
davon abgehen. Man muss nur versuchen so zu spielen wie der Mensch den
man im Bild sieht, dass ist ganz wichtig und zwar in äußerer
Form wie auch in innerer Haltung, dass ist das was der Schauspieler
tun muss und das ist nichts anderes als das was er auf der Bühne
oder im Film auch tut. Nur, dass wir das mit sehr viel mehr Rollen tun
müssen als es jeder Schauspieler sonst tun muss.
Welche Szene hat
dir bei den Aufnahmen zu Paddy am besten gefallen?
Frank Glaubrecht: Also wenn er da seine Schätze auspackt und dabei
abschmiert. Das ist natürlich der Höhepunkt für seine
Figur.
Was hat dich motiviert
bei Paddy mitzuarbeiten?
Frank Glaubrecht: Also wenn Sachen für Kinder gemacht sind, habe
ich einen hohen Anspruch, da darf man nichts falsch machen. Und es gibt
Erwachsene, die ihren Humor oder ihre Sicht auf die Dinge, die manchmal
etwas sarkastisch ist, auf das was sie Kindern bieten wollen, projizieren.
Also das mit einfließen lassen, was Kindern keinen Spaß
macht. Natürlich kann man ironisch sein für Kinder aber man
muss Ironie auch in gut und böse unterscheiden.
Das ist für Kinder ganz wichtig früh gut und böse zu
unterscheiden.
Der Piratenboss
lässt sich nicht davon beeindrucken, dass
Für Paddy der größte Schatz die Freundschaft ist. Wie
stehst du zu diesem Schatz?
Frank Glaubrecht: Na das ist der größte Schatz. Auf jeden
Fall. Klar der Piratenboss hat da eine andere Meinung zu, aber er wird
ja belehrt.
Was wünschst
Du Paddy für die Zukunft?
Frank Glaubrecht: Na ich wünsche Paddy, dass er viele Abenteuer
erlebt, weil ein langweiliges Leben wünsch ich ihm auf keinen Fall.
Aber er soll guten Menschen begegnen.